Titelbild

Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

15.10.2006 | 19:39 | Sascha Lobo | - Kommunizierende Röhren

Radiotipp für den 11. Oktober

Ein Programmtipp vier Tage nach Ausstrahlung, wie dämlich ist das denn? Nun. Hier ist der Podcast zu hören, und zwar war das eine Sendung auf EinsLive, auf der Holm und ich eine Stunde lang herumthesen durften, unterbrochen von ein paar Songs. Leider habe ich inzwischen ein rückwirkendes BlackOut und kann mich nicht erinnern, wie hoch der Unfuganteil bei meinen Antworten tatsächlich war. Vielleicht höre ich es später nochmal nach.


15.10.2006 | 14:03 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Das soziale Netz | - Virtuelle Mikroökonomie

Digital Millennials


Die digitale Generation kämpft sich hoch auf Null
Vor vier Tagen hielt die bekannte Marktforscherin Kelly Mooney auf einem vom Verband Shop.org ausgerichteten Jahrestreffen der Online-Händler einen Vortrag. Er trug den leicht anbiedernden Titel "The Digital Millennials: RU ready?" und sollte den Händlern helfen, diese komischen, jungen Internet-Nutzer zu verstehen, von denen man soviel hört in letzter Zeit. Die "Digital Millennials" sind Menschen bis zum Alter von 24 Jahren, die "mit der Tastatur aufgewachsen sind", den ganzen Tag kaum etwas anderes tun als irgendwie online zu kommunizieren und dabei Content von Werbung bis Trash zu produzieren oder zu verbreiten. Es sind diejenigen, die vorhin ihr MySpace-Profil hochgetunt haben und eben noch die YouTube-Server bis zum Rand mit Videoclips gefüllt haben. Es soll sich um bis zu 50 Millionen Kinder und Jugendliche handeln, deshalb ist interessant, was sie nachher noch vorhaben. Mit unserer digitalen Bohème haben sie in erster Linie die Umarmung der digitalen Welt und die Nutzung ihrer vielfältigen Instrumente gemeinsam. Ansonsten nicht so viel. Sie sind ja auch noch so jung, da kann man ihnen nachsehen, dass sie von der Industrie in erster Linie als Zielgruppe angesehen werden und etwas unbeholfen durch die ihnen angebotenen Konsumwelten taumeln – und das offenbar nach Regeln, die viele Erwachsene kaum nachvollziehen können. Merken sollte man sich den Begriff "Digital Millennials" trotzdem, allein schon, weil es verwunderlich ist, wie lange nach der Jahrtausendwende man damit noch immer Marketingbegriffe prägen kann. (via)


13.10.2006 | 22:15 | Sascha Lobo | - Das Prinzip Bohème | - Kommunizierende Röhren | - Virtuelle Mikroökonomie | - Die parallele Gesellschaft

10 Gründe, warum jeder bloggen sollte

Im Buch "Wir nennen es Arbeit" beschäftigen wir uns über ein Kapitel mit Blogs, es heisst "Kommunizierende Röhren". Das liegt daran, dass wir Blogs für zentral in der Entwicklung der digitalen Bohème und des gesamten Internet halten. Die Gründe dafür sind beinahe deckungsgleich mit den Gründen, weshalb eigentlich jeder bloggen sollte. Ich glaube, dass in ein paar Jahren Menschen ohne Blog genauso wunderlich dastehen werden wie heute die versprengten handylosen Gesellen. Und hier die Gründe.

1) Das Internet für alle ist erst zwölf Jahre alt und nächste Generation wächst damit auf, so dass man davon ausgehen kann, dass das Netz wichtiger und noch alltäglicher wird. Nicht selbst im Netz veröffentlichen zu können wird sich dann anfühlen, wie heute nicht schreiben zu können oder stumm zu sein.

2) Auch in Zukunft werden Suchmaschinen das Tool zur Entdeckung der digitalen Welt sein. Gut, wenn man wenigstens auf einen der ersten zehn Treffer zum eigenen Namen Einfluss hat – und das geht mit einem Blog leicht. Ein Christian Schmidt hat dann natürlich ein Problem. Ausser er nennt sich Christian Y. Schmidt.

3) Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Date mit einer Person namens "Chris Mronski". Sie googeln die Person vorher und sie hat keinen einzigen Treffer. Sie existiert online nicht, sagt man heute und wundert sich. In Zukunft wird man das über Menschen sagen, die kein Blog haben.

4) Wenn man sich früher für Schach interessiert hat, ging man zum örtlichen Schachclub. Wenn man sich für Plastikstühle interessierte, war man allein. Heute schaut man sich um und findet natürlich auch ein Blog über Plastikstühle. Abgesehen davon können Sie ruhig mal "Schachblog" googeln.

5) "Früher mussten Menschen Sachbücher schreiben, um als Experte zu gelten, heute genügt ein gutes Blog." Alexander Svensson von Wortfeld hat das gesagt, bzw. aufgeschrieben (bei der Blogbefragung für "Wir nennen es Arbeit").

6) "Blogs sind die längsten Kontaktanzeigen der Welt" (Felix Schwenzel), erweitert um MC Winkels Erkenntnis: "Vorteil ist, dass man schon vorher weiss, dass der etwaige Neupartner genau die gleichen Probleme hat wie man selbst: ein vollends überzogenes Mitteilungsbedürfnis, Egomanie und Geltungsdrang." (auch Blogbefragung)

7) Es gibt von der Geburt der Zwillinge bis zur Vierten Herrenmannschaft des TSV unzählige Gründe, weshalb einer mit vielen kommuniziert. Ein Text, Fotos oder ein Filmclip, die in einer "Mail an alle" unangemessen sind und vor allem nach einem Klick verloren gehen, können die Zierde eines Blogs sein.

8) Es gibt – gerade bei Projekten und Arbeitsprozessen mit vielen Beteiligten – kein besseres System, um einen externen Wissensspeicher und eine benutzbare digitale Dokumentation zu produzieren als ein Blog.

9) Die famose Radiotheorie von Bertolt Brecht hat die theoretische Grundlage gelegt für etwas, was mit "Gegenöffentlichkeit" nur unzureichend beschrieben ist. Es geht darum, dass in der Mediendemokratie nicht nur Medien eine interessengesteuerte Stimme erheben können, sondern die Menschen selbst. Es geht darum, dass Blogs der radikalste und funktionierende Gegenentwurf zur Gleichschaltung sind. Endlich, "ich warte schon 80 Jahre", würde Brecht sagen.

10) Es macht irrsinnigen Spass.


... 14 15 16 17 18 [19] 20 21 22 23 24 ...