Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.
01.11.2006 | 13:48 | Sascha Lobo | - Das Prinzip Bohème | - Die parallele Gesellschaft
In der Berliner Istdochegal-Kirche war am Montag eine Diskussion (Götz Werner, Fritz Kuhn, Bascha Mika, Publikum) zu einem Thema, was wir im Schlusskapitel des Buchs behandeln und was seit einigen Monaten immer mehr Schwung bekommt. Das bedingungslose Grundeinkommen, manchmal auch als Bürgergeld bezeichnet. Felix Schwenzel von wirres.net war bei dieser Diskussion und hat sie zusammengefasst, auch, wenn die Textmenge so aussieht, als hätte er sie in voller Länge mitgeschrieben. In einigen Blogs finden sich Beiträge zu dieser Thematik, die ich hier einfach unkommentiert verlinken möchte.
Kommentieren möchte ich dagegen den im Buch zitierten Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm und Milliardär. Seine Forderung, stufenweise ein Grundeinkommen von 1.500 Euro einzuführen und das durch eine 48%ige Mehrwertsteuer zu finanzieren, bezeichnet er selbst als Vision, wogegen natürlich nichts zu sagen ist. Ich bin selbst für die Einführung eines solchen Bürgergelds, weil es einen Haufen Probleme lösen würde, die sich allesamt um ein tägliches Leben in Würde aller Menschen drehen und das ist natürlich toll.
Das Problem, was ich jedoch sehe, betrifft den Ansatz, dadurch Unternehmen zu entlasten, weil dann bereits Arbeiten für 200 bis 300 Euro Monatslohn verrichtet werden könnten. Abgesehen davon, dass eine solche Einführung neuer sozialer und ökonomischer Strukturen immer auch vollkommen unvorhersehbare Konsequenzen hat, halte ich es für einen falschen Weg, de facto Arbeitskraft zu entwerten und Stundenlöhne von ein paar Cent überhaupt zuzulassen. Auch wenn ich überzeugt bin, dass die Ansätze von Herrn Werner richtig und aus Menschenfreundlichkeit heraus entstanden sind. Das Wortspiel in der Überschrift hat auch damit zu tun, denn auf eine unangenehme, etwa bedienungsintensive Arbeit verzichtet man eher, wenn sie nur 200 Euro bringt, was wiederum zum Beispiel auf dem Pflegesektor unabsehbare Folgen haben könnte.
Insofern, um den Diskurs, der auf die Zukunft der Arbeit einen erheblichen Einfluss hat und haben wird, zu erweitern: Ein geringeres Grundeinkommen, verbunden mit einem gesetzlichen Mindestlohn, das wäre die anzustrebende Idealform in meinen Augen. Wenn es gleichzeitig gelänge, Wege zu finden und zu entwickeln, wie auch nichtkommerzielle Arbeit angemessen entlohnt werden kann – Beispiele dafür finden sich bei dem leider noch nicht angemessen gewürdigten Sozialvisionär Frithjof Bergmann – dann könnte alles ganz toll werden. Oder sich wenigstens auf dem Weg dorthin befinden.
30.10.2006 | 12:22 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Kommunizierende Röhren | - Virtuelle Mikroökonomie
Wie selbstreferentiell ist bloggen wirklich? Hier zur Zeit bis an die Grenze des Schmerzhaften, denn dieser Beitrag weist eigentlich nur darauf hin, dass ich selbst heute abend bei Radio Fritz sein werde, und zwar von 22.00 Uhr bis 01.00 Uhr morgens im Blue Moon, hier übrigens der Stream in seltsamem Format. Gastgeber ist Holger Klein, der nicht nur selbst bloggt, sondern – das war bisher vollkommen unbekannt – für den ich auch schon mal Fernsehgags geschrieben habe, lustigerweise einer meiner digitalbohèmesten Jobs überhaupt. Generell finde ich die Häufung von Sendungen mit Blogbezug im Radio übrigens sehr gut.
30.10.2006 | 11:05 | Holm Friebe | - Der unflexible Mensch
Aus auch für uns undurchsichtigen Gründen hat es die neue Modevokabel "Downshifting" nicht ins Buch geschafft, obwohl sie inhaltlich durchaus reingepasst hätte. Deshalb haben Kathrin Passig und ich nachgesorgt und das Thema Ex-Workaholics streichen die Segel im Rahmen unserer monatlichen Kolumne Das nächste grosse Ding behandelt.