Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.
17.10.2006 | 14:00 | Holm Friebe und Sascha Lobo | - Place Does Matter
Nach Art der digitalen Bohème spontaneistisch und somit kurzfristig angekündigt hier die Lokaltermine unserer Buchvorstellung für die laufende und kommende Woche auf einen Blick:
Do. 19.10.2006, 20:30 Uhr, Erstpräsentation, Thalia Buchhandlung in den Schönhauser Allee Arcaden, Schönhauser Allee 78-80, Berlin.
Fr. 20.10.06, 21.00 Uhr, Elektrohaus Hamburg, Pulverteich 13, Hamburg.
Mo. 23.10.06, 19:30 Uhr, Akademische Buchhandlung, Kornmarkt 3, Trier.
Di. 24.10.06, 20:00 Uhr, ZAKK, Fichtenstr. 40, Düsseldorf (Im Rahmen der Veranstaltungsreihe: NETZ 2.0: BLOG, ARBEIT, KULTUR – Vom Sinn und Unsinn des veröffentlichten Lebens).
Der Deal geht so: Ihr kommt zahlreich, und wir versuchen nach Kräften, der vollmundigen Ankündigung "Multimedia-Lesung" gerecht zu werden. Mehr Details und weitere Termine auch hier.
17.10.2006 | 08:21 | Holm Friebe | - Bohème und Big Business | - Money For Nothing
Fast hätte man es ahnen können, aber ein bisschen überrascht es dann doch: Die Berliner Designerin Aimee Weber, die bislang uter dem Label *Preen* virtuelle Designermode für das Multiplayer-Onlinegame Second Life entwarf und verkaufte, hat nun für American Apparel den ersten Store in Second-Life gestaltet und auch die Kollektion mit anderen Designern zusammen gestaltet, die sich an die Offline-Modelle anlehnt, aber doch signifikant davon abweicht. Nicht nur wegen der gelungenen Architektur erregt dieser Coup Aufsehen, sondern auch, weil Second Life anders als andere MMORPGs bis vor einiger Zeit weitgehend vom Engagement von Offline-Marken verschont geblieben war. Bleibt anzuerkennen, dass American Apparel, die erste Bekleidungsmarke nach den Regeln von "No Logo", auch hier wieder einiges richtig macht – und zu hoffen, dass *Preen* dennoch weiter existiert.
16.10.2006 | 19:30 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Das soziale Netz
Hinterher ist es natürlich besonders leicht zu sagen, aber YouTube passt ganz ausgezeichnet zu Google, denn beide setzen durch die schiere Grösse und Verbreitung einen Standard, der den Markt prägt, bzw. beherrscht. Wenn morgen YouTube den Play-Button andersherum abbildet, machen das nächste Woche alle. Und wenn nicht, veröffentlichen sie eine Pressemitteilung, weshalb sie es eben nicht so machen. Standard, eben.
Aber ein Schritt zurückgetreten. Was ist passiert? In Worten aus dem letzten Jahrhundert: Die grösste Anzeigenagentur der Welt hat den grössten Fernsehsender der Welt gekauft. Folgen wird das vor allem für den TV-Werbemarkt haben, den Google übrigens seit einiger Zeit im Auge hat. Im letzten Jahr stand es bei diesem Kampf noch 12,5 zu 18,9 – und zwar in Milliarden Dollar in den USA (Internetwerbung/Kabelnetz-Werbung).
Wielange wird es dauern, bis dieser Kuchen ganz anders aufgeteilt wird? Mit Googles Milliarden und den entsprechenden Beziehungen sage ich: zwei Jahre, maximal. Man muss dazu wissen, dass die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert des Unternehmens und damit auch sein finanzieller Spielraum, bei Google sagenhafte 130 Milliarden Dollar beträgt. Das ist knapp drei Mal soviel wie der Börsenwert von Ford, Amazon und WPP zusammengenommen. WPP unbekannt? Nun, das ist die grösste Werbe- und Mediaholding der Welt, die ein Viertel des weltweiten Werbemarkts beherrscht.
In Zukunft wird man sich in den (wenigen einflussreichen) Mediagenturen überlegen, ob man das Geld ins Fernsehen leitet, wo das ältere und passivere Publikum bei der lästigen Werbung wegzappt, oder ob man bei Google zentral einen Spot bucht, der, sagen wir mal eine Woche lang vor jedem YouTube-Clip geschaltet wird. Oder nur vor den Clips, die mit Basketball zu tun haben; leicht zu erkennen, wo hier der Werbehase im Zielgrupen-Pfeffer liegt. Die Preisstrategie dahinter kann man sich vorstellen, denn zum einen werden über diese Wege die von der Werbewirtschaft begehrten "Digital Millennials" erreicht, zum anderen aber hat YouTube keine Produktionskosten wie etwa ein TV-Sender. Man wird den Kampf also auf niedriger Ebene mit hoher Wirkung aufnehmen und gegebenenfalls alles plattdumpen.
Interessant auch, dass Werbespots im TV in der Regel 30 Sekunden dauern, dass im Netz aber kaum jemand länger als 10 Sekunden bei der Stange bleiben würde, wenn er den Spot nicht ausdrücklich sehen wollte. Erst recht nicht, wenn der danach laufende Clip auch nicht viel länger als 30 Sekunden dauert. Werbekulturell werden wohl Kurz- und Kürzestspots wichtig werden – oder auf der anderen Seite Spots, die so gut, lustig oder provokativ sind, dass sie selbst als sehenswert gelten. Und dann wird es lustig, nämlich wenn der erste Werbespot einen Werbespot davor geschaltet bekommt, am besten noch von einem Konkurrenten.
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