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Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

07.02.2007 | 22:47 | Sascha Lobo | - Die parallele Gesellschaft

Berlin Mitte, wa

Damn. Da nimmt man sich vor, einen substanziellen Beitrag zu schreiben auf dem WirnennenesArbeit-Blog, um das Thema fortzuentwickeln – und dann laden sie einen zu "Berlin Mitte" ein und man muss doch wieder metamediale Selbstreferenzialität schreiben. Das Thema der Talkshow (ausgestrahlt um 23.00 Uhr im ZDF) ist: "Arm im Alter. Rente retten! Aber wie?"

Mit dabei sind unter anderem auch Sahra Wagenknecht und Norbert Blüm. Dass ich als ausgewiesener, langjähriger Rentenexperte eingeladen wurde ist klar nachvollziehbar, aber was hat Blüm da verloren? Die Antwort auf diese entscheidende Frage werde ich morgen versuchen, zusammenzustammeln. Im Rahmen der Vorbereitung habe ich übrigens ausgerechnet, wieviel Rente ich mit 67 Jahren bekommen werde, ich war ja fast ein ganzes Jahr lang sozialversicherungspflichtig abhängig beschäftigt (2003). Es sind beinahe 7 Euro im Monat. Eine schöne Diskussionsgrundlage.


29.01.2007 | 11:47 | Sascha Lobo | - Kommunizierende Röhren

Auf der Suche nach der digitalen Bohème

Jörg Leupold und Michael Seemann sind angetreten, die Diskussion um die digitale Bohème dem Feuilleton zu entreissen und stattdessen kontrapunktisch selbst auf die Suche zu gehen. Sie nennen es akademisches Forschungsprojekt, wollen "eher suchen als finden", bleiben bewusst im diffusen, aber arbeiten mit dem konkreten Mittel des Videodiskurses. Auch, wenn nach einem nur verbal skizzierten Besuch eines ominösen "Ulli" durchaus kulturelle Anleihen an die digitale Bohème festgestellt werden, bleibt die nächtliche Spurensuche im Hamburger Stadtteil Blankenese von so vollkommener Ergebnislosigkeit kombiniert mit nüchtern festgestelltem Erkenntnismangel, dass man ausrufen möchte: "Nun! Was soll denn das?" Trotzdem ist man froh, dass jemand sich dieses sicher anstrengenden Forschungsprojekts angenommen hat, bis, so die Protagonisten selbst, "der Akku alle" war.


25.01.2007 | 13:13 | Holm Friebe | - Das Prinzip Bohème

Brave neue Welt

Nachdem wir hier wochenlang zemlich monothematisch die Rezeption unseres eigenen Buches abgefeiert haben, ist es an der Zeit, auch mal ein anderes zu loben, nämlich "Die neuen Spiesser – Von der fatalen Sehnsucht nach einer überholten Gesellschaft" von Christian Rickens. Was der populär angespitzte Titel mehr verbirgt als verspricht, löst das Buch inhaltlich vollumfänglich ein: eine fundierte Abrechnung mit den exponierten Vertretern der "neuen Bürgerlichkeit" von Peter Hahne über Paul Nolte, Udo Di Fabio, Herwig Birg bis Frank Schirrmacher. Dabei besteht das grosse Verdienst des Manager-Magazin-Autoren darin, sich nicht an Einzelpositionen abzuarbeiten, sondern stimmig in der Gesamtschau nachzuzeichnen, wie über die unterschiedlichen Stationen demographische Panikmache, latente Ausländerfeindlichkeit, angeblichen Werteverfall, angeblichen Ökowahn, die vermeintlich naturwüchsige Rolle von Frauen, Familie und Nation etc. ein allgemeines Backlash-Klima in der Politik vorbereitet wurde, das es heute ermöglicht, reaktionäre Partikularinteressen als anthropologische Notwendigkeiten auszugeben. Das alles ist schön sauber argumentiert und unterhaltsam arrangiert.

Wo wir die neue Bürgerlichkeit etwas beiläufig als Chimäre kulturkonservativer Feuilletonredakteure abtun, leistet Rickens profunde Basisarbeit und liefert damit das Buch, das wir eigentlich als nächstes hätten schreiben wollen. Passenderweise hat Amazon-Rezensent John Rock die innere Verbindung und Komplementarität beider Bücher sofort erkannt und seine schmucke Kaufempfehlung unter den Titel "Wir nennen es lesenswert!" gestellt. Dem können wir uns nur anschliessen.

P.S.: Schwer zu sagen, ob es bereits ein erster zählbarer Erfolg von Rickens ist, dass Matthias Matussek, der im Buch durchaus sein Fett weg kriegt, kürzlich seinen Ausstieg aus der neuen Bürgerlichkeit erklärte – nur um sich anschliessend als Royalist zu outen. Aber immerhin.


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