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Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

20.10.2006 | 13:56 | Holm Friebe | - Das Prinzip Bohème | - Place Does Matter

Die Intelligenz der Boheme

Im Zusammenhang mit der Karlsruher Schlappe für Berlin schreibt Jens Bisky heute im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung über uns:

Das Buch "Wir nennen es Arbeit" von Holm Friebe und Sascha Lobo, das in diesen Tagen erschien, berichtet von intelligenten Versuchen, "jenseits der Festanstellung" zu leben. Die beeindruckenden Geschichten aus der "digitalen Bohème" erzählen von neuen Formen der Arbeitswelt, von denen, die weder ALG II noch ein festes Gehalt beziehen, selbstbewusst und ideenreich darauf reagieren, dass es dramatisch weniger feste Stellen gibt. Und die digitalen Bohemians wirken dabei weitaus weniger rat- und erfolglos als jene, die noch immer der Illusion von Vollbeschäftigung nachtrauern.

Aber auch sie sind, wie die Kulturwirtschaft, auf funktionierende staatliche Institutionen angewiesen. Allein in der innigen Verschwisterung, im Neben- und Durcheinander von Szene und Theater, Universität und Weblog, gefördertem Literaturhaus und wackligem Schreibtisch in billiger Bude kann dieses Milieu gedeihen, können beide profitieren. Was man der Grossindustrie zugesteht, die zahllose Subventionen und Zugeständnisse, die in der Hoffnung auf Investitionen gemacht werden, sollen für Kulturwirtschaft und die neue "digitale Boheme" nicht gelten?

Sie diskutiert das Problem längst selber. Die Kulturwissenschaftlerin Mercedes Bunz etwa überlegte im Stadtmagazin Zitty, ob nicht mehr Druck diese "urbanen Penner" dazu bringen könnte, sich weiter zu professionalisieren. Holm Friebe hat ihr nach den Erfahrungen mit der "Zentralen Intelligenz Agentur" widersprochen. Nicht durch Druck und durch die Angst, die zur Anpassung zwingt, sondern durch Stolz und Freiräume gelingt es, halbwegs auf eigenen Füssen zu stehen.


Besser könnten wir es auch nicht sagen. bzw. so ähnlich haben wir es ja gesagt. Heute abend diskutieren wir diese und andere Thesen das Buches im Elektrohaus in der reichen Bürgerstadt Hamburg. Das wird ein Fest, sag ich mal, jedenfalls im Anschluss.


19.10.2006 | 12:52 | Sascha Lobo | - Das Prinzip Bohème | - Place Does Matter | - Money For Nothing

Notizen aus dem digitalen Alltag

Vollständige Liste sämtlicher Unternehmen, die 2006 keine Filiale in Second Life eröffnen werden:
- World of Warcraft
- Edelman
- Kachel-Werner in der Augsburger Strasse

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Ich könnte es googeln, das gibt es also bereits unter Umständen, ich möchte mich aber beschweren, weshalb keiner der Digitalfotoapparathersteller Bluetooth in seine Kamera einbaut, damit das Übertragen endlich drahtlos geht. Wollen sie am Ende nur ihre überteuerten Speicherkarten verkaufen? Ich wäre schockiert.

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WIRKLICH überall im Netz arbeiten.
Gestern das erste Mal jemanden in der U-Bahn gesehen mit Laptop, der vermittels einer UMTS-Karte im Netz war. Man fühlt sich vorne dran und ist doch nur mitten drin. Wenn überhaupt. Es war in der Berliner Linie 8 gegen 22.15 zwischen Moritz- und Alexanderplatz. Ein älterer Herr. Ich habe um Fotoerlaubnis gefragt, er hat sie mir erteilt und beim Weggehen habe ich auf seinen Screen gelugt: ein Webmailer. Das nur für die Nachwelt, wenn später irgendjemand fragen sollte, wie alles anfing, bzw. aufhörte.


18.10.2006 | 15:01 | Holm Friebe | - Das Prinzip Bohème | - Place Does Matter

Cappuccino-Kapitalismus

Ach, herrlich, Kinder! Die Zeitung aufzuschlagen und die eigenen Thesen und Themen – wenn auch vielleicht etwas am Pudelkern vorbei – zurückgespiegelt zu bekommen. Unter der Überschrift Vernetzter Milchkaffee berichtete die Berliner Zeitung gestern über die neue digitale Berliner Kaffeehauskultur unter anderem am Beispiel des St. Oberholz:

E-Mails schreiben, schauen was im Kino läuft oder einfach nur auf interessanten Seiten rumsurfen: Das Internet ist so im Leben vieler verankert, dass sie gar nicht mehr wissen, wie sie ohne diese weltweite Suchmaschine zurechtkommen sollen. Viele möchten den Zugang zum Web weder nachmittags im Café noch abends in der Kneipe missen. Immer mehr Menschen nehmen deshalb ihren Laptop mit, wenn sie einen trinken gehen. Und immer mehr Gaststätten bieten per sogenanntem WLAN kabellosen Internetzugang an – die meisten sogar kostenlos.

Nur auf den Gedanken, dass es sich dabei möglicherweise um eine Form der Erwerbsarbeit handeln könnte, kommt die Autorin nicht. Kein Wunder, wenn man am Ende ominöse "Experten aus den USA" zitiert, die prognostizieren, "dass sich in Zukunft wieder mehr Menschen für ein Leben ganz ohne Internet entscheiden werden." Wobei man fairerweise einräumen muss, dass auch andere Autoren in jüngster Zeit den vorauseilenden Mythos des Cafés St. Oberholz kritisch-investigativ hinterfragt haben.


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