Titelbild

Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

08.11.2006 | 11:26 | Holm Friebe | - Bohème und Big Business

Von Menschen und Mastschweinen

So. Endlich mal ein Verriss! Und zwar heute in der Financial Times Deutschland, somit durchaus satisfaktionsfähig. Verfasst von einem gewissen Gregor Kessler, darin unter anderem dieser allesvernichtend geronnene Schlusspart:

Je tiefer sich das Buch in die interaktive Wunderwelt des Web 2.0 vorarbeitet und desto mehr wirkt es wie ein überfüttertes Mastschwein. Die Knochen der digitalen Boheme sind zu schwach, um das schwere Fleisch der übereifrig zusammengeklaubten Empirie zu tragen. Schliesslich bricht das Tier zusammen: Der Nachweis der überlebensfähigen Existenz einer neuen Boheme ausserhalb der Berliner W-Lan-Cafés bleibt aus.

Aber sagen Sie mal, Herr Kessler, der Sie aktennotorisch eher für linkslastige Organe wie die Taz oder den Textem-Verlag und dessen gleichnamiges Online-Magazin arbeiten, wo man unser Buch, resp. die Hamburger Lesung, resp. das Publikum dort auch nicht besonders mochte, und für das Schweineblatt FTD nur im Dienste der hehren Aufklärung und subtilen Subversion ihre klugen Zeilen zur Verfügung stellen, ohne dabei jedoch Ihren wahren Standpunkt – Sie würden wahrscheinlich Sprecherposition sagen – offen zu legen: Hängt da nicht das Bild ein bisschen schief? Müsste in ihrer Metapher nicht, wo Sie uns doch im letzten Satz Substanzlosigkeit attestieren, eher das Fleisch auf den Knochen fehlen, als das Mastschwein immer fetter werden, bis es zusammenbricht? Oder kommt einem so etwas in den Sinn, wenn man zu lange von den Fleischtöpfen des Kapitals genascht hat? Nur mal so.

P.S.: Heute besteht übrigens Gelegenheit, sich im Rahmen einer Lesung im Berliner Radialsystem mit eigenen Augen vom ordnungsgemässen Füllzustand des Mastschweins zu überzeugen.


Kommentar #1 von otomo:

wovon wohl Herr Kessler lebt? ist er bei all den magazinen für die er schreibt fest angestellt? Frag ich mich wegen des "Nachweises der überlebensfähigen Existenz". Sollte Herr Kessler etwa in seinem eigenen toten Winkel leben?

08.11.2006 | 15:33

Kommentar #2 von Miss Paranoid:

Digitale Bohème oder Kinder aus reichem Elternhaus?
Als mein Opa 2002 gestorben ist, hat er seine Wohnung auf Sylt und seine Urlaubsresidenz im Salzburgerland an seiner Kinder vererbt. Meine Tante, eines dieser Kinder, hat dann die Wohnung auf Sylt verkauft und den Erlös wieder an ihre fünf Kindern und drei Nichten und Neffen mit pro Kopf mit 5.000.-€ ausgezahlt. Das war sehr schön, so habe ich mir, weil ich so eine Nichte bin, noch im November 2002 ein Powerbook G4 von Apple kaufen können. Damals hatte das Powerbook leider noch keine Kamera und keine Airportcard. Vielleicht aber auch besser so.
Das ist nämlich ein Grund, weshalb man mich niemals in so einem W-LAN-Café oder auf YouTube finden wird. Ich bin nämlich paranoid.
Bin ich trotzdem Bestandteil der Digi-Bohème?
Ich mache mir SORGEN...
Naja
Einen Businessplan wollte ich auch nie schreiben, einen Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan finde ich doof. Man weiss ja eh, was man braucht. Einen monatlichen
Mindestsatz von 1.200,-€ find ich super. Zumindest wenn man nicht in Berlin und im Karton hausen will, sondern in München als recht schaffender Bürger.
Aus Verzweiflung hatte ich auch schon angefangen Blog zu schreiben, bin davon aber wieder paranoid geworden und versuche es zu lassen, obwohl es einen sau Spass macht.
In der KSK bin ich auch.
So bin ich also ein KÜNSTLER.
Fahrendes Volk, was, was?! Und Alles nur weil ich mir, privilegiert durch den Tod meines Opas, 2002 ein Powerbook kaufen konnte und mir die CreativeSuite von Adobe drauf laden konnte.
Das macht mir Angst.
Irgendwie.
Ich fühlte mich besser, wäre ich festangestellt.
Viele Grüsse.

08.11.2006 | 20:11

Kommentar #3 von Alexander Wall:

Mensch Meister Friebe, jetzt bin ich angeschissen ;))
"Hotel Monopol" (Ventil Verlag) wurde am 24.10 von der FTD satt und ordentlich abgefeiert (Update der Romane von H.Fichte/Bukowski) .
Allerdings nicht von Gregor Kessler sondern von einem doch eigentlich sehr freundlichen klingendem Andreas Schnell.
Was tun?

08.11.2006 | 20:44

Kommentar #4 von otomo:

@Miss Paranoid:
Was willst Du sagen? Das Kinder aus armen Familien sich keinen Computer kaufen können. Ich biete mich als Gegenbeispiel an. Reich geworden bin ich damit aber auch noch nicht.
und rechtschaffend schreibt man gemäss rechts schreibung zusammen. Wenn getrennt dann bitte das Recht schön gross: Recht schaffen. Diese Steilvorlage musste genutzt werden. ;-)
Die Festanstellung habe ich und ich kann Dir sagen: Das nimmt nicht die Angst.

08.11.2006 | 22:32

Kommentar #5 von blubb:

blablabla!

09.11.2006 | 07:34

Kommentar #6 von Holm:

@ Miss Paranoid: Danke für Deine schönen, ehrlichen Worte. Gebot der Stunde: Entspannung!
@Alex Wall: Lieber Alex, es geht gar nicht darum, dass wir die FTD nicht mögen, und deshalb dort verrissen werden wollen. Es geht darum, dass WENN wir in der FTD verrissen werden, dann doch bitteschön von einem Repräsentanten der Gegenseite, der eindeutig den Standpunkt des korporativen Kapitals bezieht, sich ernsthaft mit unseren auch für die FTD-Klientel relevanten Thesen zum "Long Tail" zur "virtuellen Mikroökonomie" und zur "parallelen Gesellschaft" auseinandersetzt und uns ggf. der ein oder andere Mauschelei und Schönrednerei hier oder dort überführt. Und nicht von einem verkappten linken Lohnschreiber, der dort lediglich den Kulturquark erledigt, um die Miete zu bezahlen, und irgendwie mokant aus dem Nirgendwo dem Buch um des Schlechtfindens Willen etwas Schlechtes abgewinnt, indem er etwa unser Konzept der "Digitalen Bohème" mutwillig weiter strapaziert, als wir es selbst im Buch tun. Darum ging es mir.

09.11.2006 | 08:50

Kommentar #7 von albert:

also ich hab gleich diesen herrn gregor kessner durchgecheckt,soweit es mir möglich war. kann es sein, dass er bei der brigitte sein volontariat gemacht hat? naja, nicht schlimm, aber wenn es richtig ist, dann muss er ja mit einem lamborghini bei der redaktion der taz vorfahren, um dann das sozialistische gedankengut zu verteidigen. wird man heutzutage da eigentlich pro buchstabe bezahlt? oder warum sind die berichte immer so lang.

09.11.2006 | 10:24

Kommentar #8 von alexander wall:

Danke Holm,
jetzt hab ich die Checkung. --->
echt coole Long Copy:
"Es geht darum, dass WENN wir in der FTD verrissen werden, dann doch bitteschön von einem Repräsentanten der Gegenseite, der eindeutig den Standpunkt des korporativen Kapitals bezieht, sich ernsthaft mit unseren auch für die FTD-Klientel relevanten Thesen zum "Long Tail" zur "virtuellen Mikroökonomie" und zur "parallelen Gesellschaft" auseinandersetzt und uns ggf. der ein oder andere Mauschelei und Schönrednerei hier oder dort überführt. "
;)))
Alex.

09.11.2006 | 13:20

Kommentar #9 von Bengt Bergmann:

ich hab mal eine Weile drüber nachgedacht.
Über Arbeit und die Position des einzelnen Arbeitnehmers.
Über die Boheme usw.
Wenn ich es mal einfach sagen müsste, dann vielleicht so:
Ganz gleich was einer macht, ob mit seinem Kopf , seinen Händen, mit einem Werkzeug oder an Maschinen.Ganz gleich wie hochgerüstet sein Equipment ist, irgendwann stösst jeder an eine "natürliche" Verdienstgrenze.
Wer mehr verdienen will, der benötigt ab diesem Moment zwingend Mit-Arbeiter/ Angestellte. Will er noch mehr verdienen braucht er noch mehr Mitarbeiter. Selbst eine gut verkäufliche Idee, eine Fiktion, eine Vision muss im Falle ihrer Realisierung irgendwann auf Dienstleistungen etc. zurückgreifen.
Wo liegt also heute die Latte, was kann einer (natürlich idealisiert betrachtet, die Übergänge verschwimmen ja)aus sich heraus erwirtschaften? Wenn er wenig schläft, viel schafft und sein gehirn maximal strapaziert?
5000 brutto? Geben wir ihm kulant 6000.B Er ist ein fleissiges Bürschchen.
Alles darüber hinaus muss also ein Anteil sein von dem, das er denen abzunehmen hat, die "mit-arbeiten".
Wie moralisch ist es also diese Anteile an der Arbeit anderer so weit auszudehnen, das man, wie beispielsweise Ackermann, 20 Millionen/ pro anno einstreicht? Wie unendlich viele Anteile von besagten kulanten 6000 jedes einzelnen Fleissarbeiters, von wie vielen Menschen streicht einer wie Ackermann also ein?
Letztlich bleibt nur der moralisch der gerecht verteilt. Unanhängig von fest- oder nicht festangestellt.
Alles also erst einmal eine Frage der gerechten Verteilung.
Alles andere erscheint mir da äusserst anregend sicher, aber intellektualisiert.

09.11.2006 | 21:15

Kommentar #10 von Markus:

@Bengt Bergmann
Ich glaube, Du hast es nicht verstanden. Hört sich so an als ob Du mehr als kulante 6000 EURONEN / Monat verdienst und Gewissensbisse hast, jemand anzustellen oder was? Grundsätzlich hast Du mit Deinen Überlegungen ja Recht, will sagen ich kann Dir folgen. Aber die Spanne zwischen Ackermann (ist so ein Neidsymbol und sicher ein A..) und jemand, der einfach nur die digitale Bohéme gut findet und sicher deutlich weniger als 5000 / Monat verdient aber dabei unabhängig und glücklich ist, ist beträchtlich.
Was willst Du denn hier vermitteln wo Millionen arbeitslos sind und weitere Millionen Vollzeit arbeiten und auf "Arm trotz Arbeit" angewiesen sind. Das Buch hat mir deshalb so gut gefallen, weil die Autoren sich eben nicht an irgendwelchen Ackermännern orientieren und auch gar nicht festangestellt arbeiten wollen. Und als Selbständiger hat man auch immer noch die Wahl ob man Menschen anstellen möchte oder einfach Aufträge an andere Selbständige weiter vermittelt. So hab ich das verstanden und Dich nicht so wirklich.
Wenn Du schon mehr als 6000 verdienst und Dir dann nichts anderes einfällt als Ackermann und vermeintlich "natürliche Verdienstgrenzen" jenseits dessen, dann tust Du mir Leid. Ehrlich... Eine Friseurin in Deutschland verdient mit Vollzeitarbeit ungefähr 700 netto, eine Krankenschwester vielleicht 1000 – 1200. Ich als selbstgewählter digitaler Bohèmian verdiene kontinuierlich seit 5 Jahren etwa 1300 netto. Das ist eine andere Realität als vermutlich Deine. Ein Mensch in Deutschland braucht ein Grundeinkommen, von dem er leben kann. Alles andere ist Kreativität, ist Freizeit, ist Abenteuer...
F... Ackermann, mach Dein eigenes Ding. Was Versöhnliches zum Schluss: Die Tatsache, dass Du hier schreibst macht Dich trotz allem sehr sympathisch.
Und eine digitale Bohéme mit 6000 / Monat netto hätte sich selbst ad absurdum geführt. Hey Sascha und Holm: Was verdient Ihr denn so?
greets
markus

10.11.2006 | 02:39

Kommentar #11 von Kniffi, die Ente:

Er hat doch 6000 Brutto geschrieben... das ist dann doch Netto viel weniger.
Und bemisst sich (digitale) Boheme am Einkommen?

10.11.2006 | 10:10

Kommentar #12 von bengt bergmann:

shit ich bin echt missverstanden worden ;))
Die Brutto 6000 waren der Versuch einmal theoretisch festzulegen, was man, mit welchen Mittel auch immer, und natürlcih idealisiert betrachtet, ALLEIN erwirtschaften könnte unter Aufbringung aller Kräfte. Ich fanfd halt dannach, also nachdem ich auf Mitarbeiter zugehn muss wird es doch interessant, wie sich mein Einkommen dann vermehrt und wie ich damit dann umgehe,sprich paretätisch verteile. Ich verdiene angestellt um 3000 BRUTTO. Also nach meiner Theorie müsste ich mich noch bis 6000 Brutto anstrengen können, bevor ich selbst Angestellte bräuchte....

10.11.2006 | 11:36

Kommentar #13 von BBergmann:

was markus bei 1300 netto ansetzt habe ich einfach mal ins maximale extrem gezogen auf 6000 brutto – ansonsten gehen wir doch d'accord.
love & peace ;)

10.11.2006 | 11:49

Kommentar #14 von otomo:

@bengt: Seit wann ist im "Kapitalismus" Einkommen an Arbeitskraft gekoppelt?
Und das gerechte Verteilung moralisch besser ist als ungerechte Verteilung, darauf komme ich auch ohne "eine Weile" drüber nachzudenken.
Und worauf willst Du eigentlich hinaus. Das ist mir entgangen.

10.11.2006 | 12:43

Kommentar #15 von irgendwem:

@otomo
"Seit wann ist im "Kapitalismus" Einkommen an Arbeitskraft gekoppelt?" --->
Siehste, da sind wir wieder im Angestelltenverhältniss angekommen.

10.11.2006 | 13:45

Kommentar #16 von BB:

"Und das gerechte Verteilung moralisch besser ist als ungerechte Verteilung, darauf komme ich auch ohne "eine Weile" drüber nachzudenken."
Aber damit liegst Du doch weit vor denen, die eben genau vor der Verteilungsfrage stehen, DU hast dieses Problemchen ja als Angestellter überhaupt garnicht.
Worauf ich hinaus will? Mal ganz einfach gesagt:
Jede Arbeit stösst meiner Meinung nach an Ihre, nennen wir es mal ganz materialistisch "natürliche Leistungskapazitätsgrenze".
Das ist doch ganz elementar. Da sind die Spielräume im digitalen Raum ja sicher grösser wie wir erfahren haben. Aber Grenzen gibt es dennoch. Was dann passiert, wie ich mit der Möglichkeit umgehe, weiterverdienen zu können in dem ich Leuten für mich arbeiten alsse und eben von deren "natürliche Leistungskapazität" mir was abzwacke, das ist doch die elementare Frage. An dieser stelle muss man sich stellen. Und eigene Antworten finden.

10.11.2006 | 13:53

Kommentar #17 von Oliver:

Network Marketing löst auch das Problem der Verteilungsgerechtigkeit. Der Marketing regelt, wer wann was bekommt. Jeder hat von Anfang an die gleichen Chancen und Möglichkeiten, jeder kann das Geschäft von zu Hause aus starten. Man kann expandieren, weltweit und grenzenlos, ohne Mitarbeiter anstellen zu müssen. Jeder ist selbständig und hat sein eigenes Geschäft. Das ist die sozialste und gerechteste Form des wirtschaftens, wobei es nach oben überhaupt keine Einkommenslimitierung gibt.
Auch ich habe mein Studium nie abgeschlossen, weil ich ohnehin nie Lust hatte, für andere zu arbeiten.

10.11.2006 | 14:36

Kommentar #18 von otomo:

@BB: ok. leider stellen sich diese Fragen wohl immer die falschen Leute, nämlich in der Regel die die in der Verteilungskette am doofen ende sitzen.

10.11.2006 | 15:01

Kommentar #19 von otomo:

@Oliver: bald werden wohl auch noch Kettenbriefe hier als legitime Einnahmequelle genannt. Dir hat man das Hirn in diversen Strukturvertriebsseminaren schon gründlich gewaschen, oder?

10.11.2006 | 15:07

Kommentar #20 von BB:

@Oliver
Ok, das versteh ich. Klingt logisch. Und irgendwie auch wirklich positiv/ ertrebenswert, wie Du es schilderst.
Aber per Definition ist es leider nicht so idealistisch. da muss einer wiki rasch mal aktualisieren, umschreiben.
"Network Marketing ist der Verkauf/Vermittlung von Konsumgütern und Dienstleistungen durch Vertriebsrepräsentanten direkt an den Endverbraucher verbunden mit der Möglichkeit des Aufbaus einer eigenen Vertriebsorganisation, d.h. das Einkommen des einzelnen Vertriebsrepräsentanten ist abhängig von seinem eigenen Verkaufsvolumen und demjenigen der von ihm angeworbenen Vertriebsrepräsentanten.
Das Netzwerk-Marketing ist eine mehrstufige Form des Direktverkaufs und müsste korrekterweise "MLS" (Multi Level Sales) heissen. Es bezeichnet den Ersatz des Angestelltenvertriebs durch eine hierarchische Form von selbständigem Handelsvertretervertrieb . Dabei werden Mitarbeiter als freie Handelsvertreter tätig und vom Unternehmen für Verkäufe bezahlt. Als Upline oder Strukturhöhere werden alle in der Hierarchie über einem Handelsvertreter stehenden und als Downline oder Mitarbeiter alle unter ihm stehenden Handelsvertreter "

10.11.2006 | 15:23

Kommentar #21 von Holm:

Vertragt Euch, Kinder. (Und kommt ja nicht auf die Idee, diese Kommentarfunktion für schamlose Eigenwerbung zu missbrauchen.) Zur Diskussion weiter oben: Was ja immer (und meist von Menschen, die das Buch nicht gelesen haben) falsch verstanden wird ist, dass wir ja nicht – nur weil wir gegen die Festanstellung sind – dem Einzelkämpfertum das Wort reden. Im Gegenteil. Wir sind absolut für den Aufbau multipersonaler Strukturen, die dann aber nicht gleich wieder wie eine Firma aussehen und funktionieren dürfen. Um komplementäre Fähigkeiten zu nutzen, stärker in Erscheinung zu treten, Markt- und Verhandlungsmacht aufzubauen, ist das sogar sehr hilfreich. Und damit lässt sich danna uch durchaus mehr Geld verdienen, als jeder allein und auf eigen Rechnung es könnte. Da es tunlichst keinen Chef geben sollte, muss die Verteilung des Bärenfells dann halt Jobbezogen untereinander ausgehandelt werden. So stellen wir uns das vor. Und es spricht überhaupt nichts gegen das Geld verdienen. Das wird – alles in allem – unsere beste Tarnung sein.

10.11.2006 | 16:21

Kommentar #22 von Tummetott:

Schräge Bilder sind doch durchaus begrüssenswert. Dann auch noch mit Schweinen – statt Hirschen, die röhren. Mehr Tierbilder. Gerade im Internet!

10.11.2006 | 16:38

Kommentar #23 von BB:

@Holm
Hi,
Exakt darum ging es ---->
"Und damit lässt sich danna uch durchaus mehr Geld verdienen, als jeder allein und auf eigen Rechnung es könnte. "
Das hebt sie eben genau an die imaginären und equälten 6000Brutto und wir können Sie sterben lassen.
Hab ich verstanden die Nummer!
;)

10.11.2006 | 16:39

Kommentar #24 von Oliver:

@otomo:
Also, NetworkMarketing mit Kettenbriefen zu vergleichen, klingt schon sehr nach Sonderschulniveau.
Von daher täte Dir eine ordentliche Gehirnwäsche sicher sehr gut.
Ich hatte diese nicht nötig.
@BB
Was Du beschreibst ist eine nüchterne Sachstandsbeschreibung. Mit einer solchen Lexikonsprache hört sich alles ziemlich triste und unidealistisch an.
Idealismus aber ist eine Haltung, die von Menschen eingebracht wird, die Werte haben und verfolgen.
Von daher wird man auch in dieser Industrie, genau wie in jeder anderen, auch Auswüchse der anderen Art finden.
Es gibt gute und schlechte Systeme, aber es sind immer Menschen, die den Wert erzeugen.
NetworkM. hat auch nichts mit Einzelkämpfertum, sondern sehr, sehr viel mit Teamwork und Freundschaften zu tun.
Letztendlich ist es immer genau das, was ich draus mache und wie ich es sehe.

11.11.2006 | 15:37

Kommentar #25 von BB:

Es gibt gute und schlechte Systeme, aber es sind immer Menschen, die den Wert erzeugen.
Hä?
Welchen Sinn macht es in einem schlechten System noch einen Wert erzeugen zu wollen?
Nein, ich denke Werte werden von Systemen getragen, oder die Systeme sind eben einfach shit.
Aber mal kurz was anderes: ich finds sehr anregend hier bei Euch. macht Spass, intelligente LEute, die sich auseinandersetzen, man muss nicht imemr erst die berühmten 10 Grundfragen klären um ins Gespräch zu kommen.
By the way, vielleicht sollten wir einmal diese 10 Fragen definieren, fände ich eine lustige Sache. So als Rasterfandung für nette GEsprächspartner, das liesse sich doch wa slustiges draus machen...

11.11.2006 | 20:59

Kommentar #26 von BB:

Also Butter bei de Fische
RASTERFANDUNG
Mein Vorschlag für
FRAGE NR.01
Was löst bei Dir am stärksten das Phänomen der "Stellvertreterpeinlichkeit" aus?

11.11.2006 | 21:13

Kommentar #27 von Markus:

Zuerst mal @BB:
Gut, ich habe verstanden, dass Du abhängig beschäftigt bist und Dir echt Gedanken machst. Die kann ich aus meiner Position immer noch nicht ganz nachvollziehen aber schon etwas besser. 6000 brutto, 3000 netto, ok. Und Du verdienst 3000 brutto. Sorry for that. Extrem, vielleicht, aber in manchen Monaten verdiene ich das auch. Nur eben nicht im Jahresmittel. Jetzt mal inhaltlicher:
@Holm:
Wer betreibt denn hier Eigenwerbung ausser Euch Blogbetreibern? Mal ehrlich...
Und selbst wenn es so wäre. Verkauft Ihr Euch nicht gerade auch ganz gut an die Medienlandschaft? Sei Euch ja gegönnt aber etwas kleinkariert oder besser nicht nachvollziehbar finde ich den Einwand schon. Hier betreibt doch gar niemand Eigenwerbung.
Sehe ich jedenfalls nicht.
@BB:
"Welchen Sinn macht es in einem schlechten System noch einen Wert erzeugen zu wollen?"
Ganz spannende Frage. Ich glaube wieder, so war es nicht gemeint. Sind wir denn abhängig von guten oder schlechten Systemen oder sind wir nicht vielmehr autonom denkende und handelnde Individuen?
Ich jedenfalls denke autonom und handle unabhängig von irgendwelchen Systemen. Das hält mich nicht davon ab, meine Umgebung oder das mich umgebende System im Auge zu behalten.
"Es gibt gute und schlechte Systeme, aber es sind immer Menschen, die den Wert erzeugen.
NetworkM. hat auch nichts mit Einzelkämpfertum, sondern sehr, sehr viel mit Teamwork und Freundschaften zu tun"
Kann ich Oliver nur absolut zustimmen.
Und das mit der "Stellvertreterpeinlichkeit" verstehe ich überhaupt nicht: Zwei Sätze mehr dazu?
Bist Du einsam? Wessen Stellvertreter bist Du denn? Und was ist daran peinlich?

11.11.2006 | 23:53

Kommentar #28 von BB:

@markus
Grossartig!
ehrlich ;)))) ich hab Pipi in den Augen satt.
also, was ist mit Frage Nr. 2.?
Die Stellvertreterpeinlichkeit meint dieses Gefühl, wenn man Leuten nur noch mit Sonennbrille, oder mit Kissen vorm GEsicht, zuhören kann (talkshows), weil man sich so für sie schämt.

12.11.2006 | 08:29

Kommentar #29 von passivist:

Sagt mal, was hat "Wir nennen es Arbeit" einem politisch links Denkenden zu bieten? Wieso sollte ich, ausser aufgrund eines generellem Interesses an Gesellschaftsanalysen und deren Substrukturen, das Buch lesen wollen?
Aus der Metadiskussion klingt es eher so, als würde "neues Tagelöhnertum" idealisiert und zu Freiheit stilisiert. Frei nach der Philosophie des Toyotismus: Selbstausbeutung steigert die Effektivität des Produktionsprozesses. Zudem erspart sie die Kontrolle.

12.11.2006 | 19:03

Kommentar #30 von irgendwem:

"Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt."
....aber das hättest Du auch der "Anmoderation" entnehmen können
;)

12.11.2006 | 19:43

Kommentar #31 von Holm:

@ Passivist: Ziemlich genau das. Und es ist im Buch keineswegs so, wie Du in Deinem Posting vermutest und andeutest. Vielleicht liest Du am besten das Interview mit der Netzzeitung.

12.11.2006 | 20:11

Kommentar #32 von Passivist:

Vielen Dank für den Link zum Interview und die genaue Verortung.
"... wo so getan wird, als hätten sich sämtliche Widersprüche der Arbeit aufgelöst. Entfremdeter kann Arbeit jedoch kaum sein. In dem Bereich setzt also unser Buch an, über Alternativen nachzudenken, über alternative Organisationsformen. Das ist ein Gebot der Stunde."
"Selbst wenn es den Leuten, die investieren, gar nicht als ökonomisches Kalkül vorkommt, was sie da machen, kann man es doch so interpretieren, dass es nicht ein in den Tag Hineinleben ist, sondern dass es einer ökonomischen Rationalität folgt, die eher in Beziehungsnetzwerke und den Aufbau von Fähigkeiten, die sich in der Praxis beweisen, setzt, als auf karrierefördernde Anpassung und formale Qualifikationen, die man in den Lebenslauf schreibt. Es ist vielleicht auch ein Portfolio, aber es ist etwas breiter gefächert."
Zumidest dieses Kalkül geht um einen Leser mehr auf. Und ich glaube, ich werde davon profitieren können.

12.11.2006 | 21:22

Kommentar #33 von Markus:

@bb: Wie jetzt? Frage 2? Was meinst Du denn wieder? Bin ich etwas langsam?
"Die Stellvertreterpeinlichkeit meint dieses Gefühl, wenn man Leuten nur noch mit Sonennbrille, oder mit Kissen vorm GEsicht, zuhören kann (talkshows), weil man sich so für sie schämt." Das geht mir in der überwiegenden Zahl der Fälle so, allerdings bin ich nicht der geborene "Talk-Show-Glotzer". Dennoch, heute schon die zweite. Erwischt! Erst RBB über NPD, da fand ich Angela Marquard ganz gut und wusste gar nicht, dass sie inzwischen bei der SPD arbeitet. Hat ihre grundsätzlichen Einstellungen gar nicht ändern müssen. Chapeau!
Und jetzt gerade nebenbei auf Arte Frank Schirrmacher und Razzye Hammadi aus Frankreich (Der ist Vorsitzender der französischen Jusos) über den "Krieg der Generationen". Blutiger Titel. Aber trotzdem ganz intellektuell und interessant.
Also, in mehr als 80 oder 90 % der Fälle müsste ich mich schämen aber das tu ich mir nicht an. Zum Glück hat ja jeder Fernseher einen Aus-Knopf.
Und ein Klassiker für das "Phänomen der Stellvertreterpeinlichkeit" ist definitiv Sabine Christiansen bzw. oft Ihre Gäste.
Aber vielleicht gibt man sich das gerade deswegen um sich selbst zu vergewissern? Wer weiss?
Sonst noch was? Sollten wir nicht wieder zum Thema zurückkehren? Sind wir beim Thema?
Ich glaube schon. "Von Menschen und Mastschweinen" Das passt schon.
@Passivist:
Glückwunsch, Vorurteile revidiert. Willkommen im Club.
Gute Nacht!

14.11.2006 | 23:00

Kommentar #34 von Markus:

@Passivist:
"Sagt mal, was hat "Wir nennen es Arbeit" einem politisch links Denkenden zu bieten? Wieso sollte ich, ausser aufgrund eines generellem Interesses an Gesellschaftsanalysen und deren Substrukturen, das Buch lesen wollen?
Aus der Metadiskussion klingt es eher so, als würde "neues Tagelöhnertum" idealisiert und zu Freiheit stilisiert. Frei nach der Philosophie des Toyotismus: Selbstausbeutung steigert die Effektivität des Produktionsprozesses. Zudem erspart sie die Kontrolle."
Das kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Weil es vordergründig eine sehr eingeschränkte Klientel betrifft. ABER: Ich, der ich Linker bin und gleichzeitig mein Geld mit Internet-Programmierung verdiene, denke und handle danach das Buch auch Leuten zu empfehlen, die weniger Internetaffin sind aber grundsätzlich Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen haben. Ich finde: Das reicht eigentlich schon aus. Was denkst Du denn so weiter?

14.11.2006 | 23:19

Kommentar #35 von BB:

@Markus
Ja, cool. Den Schirmmacher hatte ich auch gesehen. Ich fand die Moderatorin irgendwie bizarr. Aber das mag auch an ihrer adligen Pyschognomie gelegen haben. Aber die Übersetzung für den Franzosen war so was von komisch. Entweder redet der unglaublich sprunghaft, oder es lang an der Simultanin.
also: weiter geht's:
RASTERFANDUNG
FRAGE NR.01
Was löst bei Dir am stärksten das Phänomen der "Stellvertreterpeinlichkeit" aus?
Mein Vorschlag für
Frage Nr.2
Ist Individualismus für Dich auch eine Frage des Geldbeutels?

15.11.2006 | 09:41

Kommentar #36 von irgendwem:

shit ;)
natürlich:
Physiognomie

15.11.2006 | 09:42

Kommentar #37 von BB:

Da fällt mir noch ein Betrag vom Schirrmacher ein, der hier her passt: er definierte Jugend und Alter folgendermassen: die einen haben was zu gewinnen die anderen was zu verlieren. Das heisst, wenn wir in Zukunft immer mehr Alte haben, dann haben wir auch immer mehr die was zu verleiren haben, asl solche die was zu gewinnen, was zu riskieren ahben. Und das hat natürlich Auswirkung auf eine gesellschaftliche Gesamtempfindlichkeit.
.
Auch die feststellung, das sich eben aus dieser Drehung der Alterspyramide heraus das Arbeitslosigkeitsproblem voon selbst löst (Vollbeschäftigung bis 2015) fand ich spannend. Das hat ja auch Auswirkungen eben auf die digitale Boheme, weil die Unternehmen wieder intensiver um neue Angestellte werben werden.

15.11.2006 | 10:24

Kommentar #38 von Markus:

@BB:
Nein, so lange genug drin ist um sich halbwegs in dieser Gesellschaft und möglicherweise darüber hinaus zu bewegen also eigentlich doch. Ich kenne zwar auch bettelarme Individualisten aber sicherlich gibt es mehr normierte Reiche.
Horizonterweiterung finde ich wichtig und wenn Du Dir keine Bücher, Reisen und gesellschaftliche Teilhabe leisten kannst sieht es damit schon mal schlechter aus.
Zu Schirrmachers These: Die Vollbeschäftigung findet dann wohl eher in Altenpflegestationen und -Heimen statt. Glaube nicht, dass sich die digitale Bohème dort wiederfindet. Vielleicht noch als Dienstleister im Bereich "Internet für Rentner" oder so..
O.K. ich verabschiede mich.

15.11.2006 | 18:03

Kommentar #39 von Passivist:

@Markus
Ich habe jetzt 2 Wochen Urlaub von meiner Festanstelleung. Oder besser durch sie. Werde in der Zeit zum Lesen kommen und bin gespannt darauf, mehr über die "Lebenswelt(en)" der Menschen zu erfahren, in deren Alltag digitale Technologien eine zentrale Rolle spielen.

15.11.2006 | 20:19

Kommentar #40 von BB:

@Passivist
Schade, das das Buch nicht konsequenterweise auch noch online steht, dann wäre es vielleicht noch eindringlicher zu lesen ;))
Gute Erholung!

15.11.2006 | 21:20

Kommentar #41 von ppa:

Das Problem, der Boheme, des Buches, und der meisten Beiträge hier ist, dass von "Arbeit" statt von "Gewinn" geredet wird. "Arbeit" ins Verhältnis zu "Einkommen" gesetzt, landet eigentlich denknotwendig beim Kapital. Die Tagessätze in der Boheme mögen zwischen 0 und 2000 schwanken, an die 200 Millionen Dividende einer Familie Quandt kommen sie trotzdem niemals ran. Und diese Leute und ihre Maximierungsentscheidungen bestimmen das Schicksal nicht nur ihrer Angestellten, sondern auch der indirekt Angestellten (i.e. "Freelancer").

01.12.2006 | 00:30