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Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

24.10.2006 | 16:22 | Holm Friebe | - Virtuelle Mikroökonomie

Unterschichtenfernsehen

Der aktuelle Spiegel handelt neben seitenweise Gerhard Schröder und uns wie alle Medien derzeit von der sogenannten "Unterschicht". Und von ihrer verschärften Gangart, der jugendlichen Unterschicht in Berlin. Die Autoren gewärtigen "Strassenzüge, in denen die Kinder für ihr Lachen kämpfen müssen" und dergleichen Grönemeyeriaden weitaus mehr. Über eine Berliner Gang heisst es im besten 50er-Jahre-Duktus:

Sie treffen sich abends, in einem Hinterzimmer in Berlin-Neukölln, ein halbes Dutzend Halbstarke, die Rap-Musik machen. Sie lassen sich in ein Sofa fallen, eine Frau besorgt Bier. Gleich wird Fernsehen produziert. Aggro TV. Aggro TV handelt von Rap-Musik. Aber es geht immer auch um das Leben in der Unterschicht, im Ghetto, ihre gemeinsame Erfahrung mit Gewalt, Sex und Trostlosigkeit.'Eij krass, Mann', rufen sie einander zu. Sie sind stolz auf ihre Herkunft wie Kriegsveteranen auf ihre Vergangenheit ...

Einmal abgesehen vom üblichen atemlosen Stakkato des Kulturpessimismus, ist es doch erstaunlich, dass die Autoren die Tatsache, dass die Jugendlichen selbst Fernsehen machen, zwar erwähnt, aber nicht weiter darauf eingeht. Ich meine: Fernsehen! Das hätte mal in einem Artikel von vor zehn Jahren stehen sollen. Und das ist es genau, was wir meinen: Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man aus Elend Fernsehen glotzt oder Fernsehen macht. (Siehe dazu auch den klugen Aufmacher von Harald Jähner in der Berliner Zeitung von heute.)


24.10.2006 | 11:03 | Sascha Lobo | - Place Does Matter | - Kommunizierende Röhren | - Virtuelle Mikroökonomie

Lesung, heute

Dass es hier verdächtig still bleibt, hat nicht etwa mit dem Spiegel-Artikel (gedruckt) zu tun, der gestern erschien und uns ein wenig als Gesundheitstee-Bobos in der Herbstsonne erscheinen liess. Holm ist natürlich genau so, aber ich voll nicht, aber das wollte ich gar nicht sagen, stattdessen auf die Süddeutsche Zeitung hinweisen, auch gedruckt, in der heute auf Seite 14 Jens Bisky den Artikel "Der Erfolg der Leichendarsteller" schreibt. Auf der gegenüberliegenden Seite von jetzt.de erkläre ich nochmal für Jugendliche, was im Buch steht und warum. Diesen Text gibt es auch online.

Das ist alles gut und schön, hat aber mit der Überschrift nichts zu tun. Wir lesen heute in Düsseldorf, bzw. eigentlich weiss ich noch gar nicht so genau, ob wir lesen oder diskutieren, wäre mir aber beides recht. Siggi Becker kommt auch mit Freunden und Nachbarn, und zwar wohin? Ins ZAKK in Düsseldorf um 20.00 Uhr.


15.10.2006 | 14:03 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Das soziale Netz | - Virtuelle Mikroökonomie

Digital Millennials


Die digitale Generation kämpft sich hoch auf Null
Vor vier Tagen hielt die bekannte Marktforscherin Kelly Mooney auf einem vom Verband Shop.org ausgerichteten Jahrestreffen der Online-Händler einen Vortrag. Er trug den leicht anbiedernden Titel "The Digital Millennials: RU ready?" und sollte den Händlern helfen, diese komischen, jungen Internet-Nutzer zu verstehen, von denen man soviel hört in letzter Zeit. Die "Digital Millennials" sind Menschen bis zum Alter von 24 Jahren, die "mit der Tastatur aufgewachsen sind", den ganzen Tag kaum etwas anderes tun als irgendwie online zu kommunizieren und dabei Content von Werbung bis Trash zu produzieren oder zu verbreiten. Es sind diejenigen, die vorhin ihr MySpace-Profil hochgetunt haben und eben noch die YouTube-Server bis zum Rand mit Videoclips gefüllt haben. Es soll sich um bis zu 50 Millionen Kinder und Jugendliche handeln, deshalb ist interessant, was sie nachher noch vorhaben. Mit unserer digitalen Bohème haben sie in erster Linie die Umarmung der digitalen Welt und die Nutzung ihrer vielfältigen Instrumente gemeinsam. Ansonsten nicht so viel. Sie sind ja auch noch so jung, da kann man ihnen nachsehen, dass sie von der Industrie in erster Linie als Zielgruppe angesehen werden und etwas unbeholfen durch die ihnen angebotenen Konsumwelten taumeln – und das offenbar nach Regeln, die viele Erwachsene kaum nachvollziehen können. Merken sollte man sich den Begriff "Digital Millennials" trotzdem, allein schon, weil es verwunderlich ist, wie lange nach der Jahrtausendwende man damit noch immer Marketingbegriffe prägen kann. (via)


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