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Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

09.11.2006 | 12:21 | Holm Friebe | - Bohème und Big Business | - Money For Nothing

Jetzt alle Mann in die MMORPGs!


Willkommen demnächst in "Second Life"
Es ist ein bisschen, als seien alle Excel-Sheet-Fresser und Business-Zombies der New-Economy, die mit dem Platzen der Blase vor fünf Jahren in Leichenstarre verfielen, mit einem Mal wieder hochgeschreckt und durch das Zauberwort "Web 2.0" zu neuem Leben erweckt worden. Überall herrscht rege Geschäftigkeit, es wird wieder mit Venture Capital um sich geworfen und alle wollen etwas vom – diesmal Web 2.0 genannten – Kuchen abhaben, was dazu führt, das ansonsten nüchterne und hard-facts-orientierte BWLer sich mit einmal in den virtuellen Welten von "Second Life" und anderen MMORPGs tummeln und sich verwundert die Augen reiben, was da hinter ihrem Rücken so alles entstanden ist, während sie noch dem so genannten E-Commerce nachtrauerten.

Douglas Coupland, der mit Microserfs schon frühzeitig die Schattenseiten der New Economy beschrieb, hat passenderweise mit Jpod kürzlich das nötige Update geliefert. Die Softwarefirma aus Microserfs ist in Jpod nun eine Gaming-Klitsche, sonst hat sich nicht viel geändert. Dazu passt, dass nun nach American Apparel und Adidas auch die Bild-Zeitung grossspurig ankündigt, demnächst, bzw. quasi ab sofort eine wöchentliche Boulevardzeitung für "Second Life" herauszubringen.

Zwar ist das ungefähr genau das, worauf die Bewohner gerade noch gewartet haben. Und zwar hat vermutlich bei Bild/Springer bislang kaum jemand einen blassen Schimmer, wie es in Second Life zugeht und was dort geht und nicht geht. Aber irgendwie muss es ja gehen, "die anderen machen es schliesslich auch" (Loriot). Andererseits, so wie die Bild-Zeitung momentan funktioniert – mit ca. 150 Darstellern und Ex-Promi-Avataren, die als willfährige Marionetten von Kai Diekmann hochgezogen und fallengelassen werden, wird ein Republiktheater aufgeführt, das nur noch entfernt mit der realen Welt dort draussen zu tun hat – hat man bei Bild durchaus Erfahrungen mit Parallelwelten und Zweitrealitäten. Von daher ist der Schritt am Ende vielleicht doch nicht so gross.


08.11.2006 | 11:26 | Holm Friebe | - Bohème und Big Business

Von Menschen und Mastschweinen

So. Endlich mal ein Verriss! Und zwar heute in der Financial Times Deutschland, somit durchaus satisfaktionsfähig. Verfasst von einem gewissen Gregor Kessler, darin unter anderem dieser allesvernichtend geronnene Schlusspart:

Je tiefer sich das Buch in die interaktive Wunderwelt des Web 2.0 vorarbeitet und desto mehr wirkt es wie ein überfüttertes Mastschwein. Die Knochen der digitalen Boheme sind zu schwach, um das schwere Fleisch der übereifrig zusammengeklaubten Empirie zu tragen. Schliesslich bricht das Tier zusammen: Der Nachweis der überlebensfähigen Existenz einer neuen Boheme ausserhalb der Berliner W-Lan-Cafés bleibt aus.

Aber sagen Sie mal, Herr Kessler, der Sie aktennotorisch eher für linkslastige Organe wie die Taz oder den Textem-Verlag und dessen gleichnamiges Online-Magazin arbeiten, wo man unser Buch, resp. die Hamburger Lesung, resp. das Publikum dort auch nicht besonders mochte, und für das Schweineblatt FTD nur im Dienste der hehren Aufklärung und subtilen Subversion ihre klugen Zeilen zur Verfügung stellen, ohne dabei jedoch Ihren wahren Standpunkt – Sie würden wahrscheinlich Sprecherposition sagen – offen zu legen: Hängt da nicht das Bild ein bisschen schief? Müsste in ihrer Metapher nicht, wo Sie uns doch im letzten Satz Substanzlosigkeit attestieren, eher das Fleisch auf den Knochen fehlen, als das Mastschwein immer fetter werden, bis es zusammenbricht? Oder kommt einem so etwas in den Sinn, wenn man zu lange von den Fleischtöpfen des Kapitals genascht hat? Nur mal so.

P.S.: Heute besteht übrigens Gelegenheit, sich im Rahmen einer Lesung im Berliner Radialsystem mit eigenen Augen vom ordnungsgemässen Füllzustand des Mastschweins zu überzeugen.


30.10.2006 | 12:22 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Kommunizierende Röhren | - Virtuelle Mikroökonomie

Heute bei Radio Fritz

Wie selbstreferentiell ist bloggen wirklich? Hier zur Zeit bis an die Grenze des Schmerzhaften, denn dieser Beitrag weist eigentlich nur darauf hin, dass ich selbst heute abend bei Radio Fritz sein werde, und zwar von 22.00 Uhr bis 01.00 Uhr morgens im Blue Moon, hier übrigens der Stream in seltsamem Format. Gastgeber ist Holger Klein, der nicht nur selbst bloggt, sondern – das war bisher vollkommen unbekannt – für den ich auch schon mal Fernsehgags geschrieben habe, lustigerweise einer meiner digitalbohèmesten Jobs überhaupt. Generell finde ich die Häufung von Sendungen mit Blogbezug im Radio übrigens sehr gut.


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