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Etwas Besseres als die Festanstellung finden wir allemal

Dies ist die Website und das Blog zum Buch "Wir nennen es Arbeit – die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung" von Holm Friebe und Sascha Lobo. Das Buch handelt davon, wie eine neue Klasse von Selbstständigen mit Hilfe digitaler Technologien dem alten Traum vom selbstbestimmten Arbeiten in selbstgewählten Kollektivstrukturen ein gutes Stück näher kommt. Das Blog schreibt das Buch fort, gibt Updates zu den einzelnen Kapiteln und informiert über neueste Entwicklungen und Frontverläufe im Kampf um den Individualismus 2.0.

15.10.2006 | 14:03 | Sascha Lobo | - Bohème und Big Business | - Das soziale Netz | - Virtuelle Mikroökonomie

Digital Millennials


Die digitale Generation kämpft sich hoch auf Null
Vor vier Tagen hielt die bekannte Marktforscherin Kelly Mooney auf einem vom Verband Shop.org ausgerichteten Jahrestreffen der Online-Händler einen Vortrag. Er trug den leicht anbiedernden Titel "The Digital Millennials: RU ready?" und sollte den Händlern helfen, diese komischen, jungen Internet-Nutzer zu verstehen, von denen man soviel hört in letzter Zeit. Die "Digital Millennials" sind Menschen bis zum Alter von 24 Jahren, die "mit der Tastatur aufgewachsen sind", den ganzen Tag kaum etwas anderes tun als irgendwie online zu kommunizieren und dabei Content von Werbung bis Trash zu produzieren oder zu verbreiten. Es sind diejenigen, die vorhin ihr MySpace-Profil hochgetunt haben und eben noch die YouTube-Server bis zum Rand mit Videoclips gefüllt haben. Es soll sich um bis zu 50 Millionen Kinder und Jugendliche handeln, deshalb ist interessant, was sie nachher noch vorhaben. Mit unserer digitalen Bohème haben sie in erster Linie die Umarmung der digitalen Welt und die Nutzung ihrer vielfältigen Instrumente gemeinsam. Ansonsten nicht so viel. Sie sind ja auch noch so jung, da kann man ihnen nachsehen, dass sie von der Industrie in erster Linie als Zielgruppe angesehen werden und etwas unbeholfen durch die ihnen angebotenen Konsumwelten taumeln – und das offenbar nach Regeln, die viele Erwachsene kaum nachvollziehen können. Merken sollte man sich den Begriff "Digital Millennials" trotzdem, allein schon, weil es verwunderlich ist, wie lange nach der Jahrtausendwende man damit noch immer Marketingbegriffe prägen kann. (via)


12.10.2006 | 14:17 | Sascha Lobo | - Das Prinzip Bohème | - Das soziale Netz | - Kommunizierende Röhren

Elektrischer Reporter zur digitalen Bohème

Wie Fernsehreportagen der Zukunft von heute aussehen, kann man beim Elektrischen Reporter besichtigen. Mario Sixtus produziert jede Woche eine schmucke, zehnminütige Reportage, die sich (bis jetzt jedenfalls) mit Themen aus der digitalen Welt beschäftigt. Diese Woche ist ein Interview mit Holm und mir zu sehen, in dem wir zu erklären versuchen, was und wie bei der digitalen Bohème abgeht. Auf eine Art gelingt es uns auch. Ausserdem ist Marios Anmoderation sehr treffend und ich finde, meine Frisur reisst es an den langsameren Stellen wieder voll raus, während meine spärlichen Gags versanden wie das Nildelta. Holm setzt mit einer mutig ineinander verschränkten Hypotaxenlawine einen schönen, dichten Textblock dagegen, in den nichtmal eine Diamantnadel eindringen könnte.

Aufgenommen haben wir das Interview übrigens im bespringbrunnten Hof eines Kölner Altenheims in Bahnhofsnähe, einer Tiefburg der digitalen Bohème. Die Gipsfigur "Mozart wird von den sieben Musen umtanzt" ist im Hintergrund leider nicht zu sehen.


10.10.2006 | 09:35 | Sascha Lobo | - Das soziale Netz | - Virtuelle Mikroökonomie

Videomessage der Youtube-Gründer

Im Prinzip ist es schon ein alter Hut, nämlich einer von gestern abend, dass Google Youtube für 1,6 Milliarden Dollar in Aktien gekauft hat. Näheres zu den Hintergrunden steht umfassend bei Robert Basic. Auf vielschichtige Weise interessant finde ich aber das nebenstehende Video von zweien der Gründer, Chad Hurley und Steve Chen. In einer Danksagung an die Community versuchen sie cool zu bleiben, obwohl ihnen aus jeder Körperöffnung die Freude dringt, soeben 200 Millionen US-Dollar bekommen zu haben. "Ohne Euch wären wir nicht, wo wir jetzt sind", und beim Versprechen, auch in Zukunft "immer den besten Service anzubieten", können sie nicht mehr an sich halten und prusten los. Hier wird unterschwellig das Hauptproblem deutlich: Dieser Film ist für die Produzenten 400 Millionen Dollar wert, aber Youtube ist mit kostenlosem Content grossgeworden, den die Nutzer produziert oder zumindest illegal mitgeschnitten haben.

Die Nutzer werden aber wohl auch in Zukunft – anders als die grossen Medienhäuser, die sich Anwaltshorden leisten können, nicht an der Vermarktung ihrer eigenen Inhalte teilhaben können. In meinen Augen ein grober Fehler, den Youtube beheben sollte – oder sie laufen Gefahr, das Napster des Web 2.0 zu werden: einen Standard setzen im Graubereich der Mediennutzung, der in dem Moment vergessen ist, wo es Praktikableres gibt. Zum Beispiel eine Plattform, bei der auch die unabhängigen, privaten Clipproduzenten an den Geldflüssen beteiligt werden.


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